Vom Käsemachen
Buchrezension von Meike Jaschok, Bio-Bäuerin und Käserin
“Vom Käsemachen” heißt das neue Buch von Ursula Heinzelmann: Als gelernte Köchin, Sommelière, freie Journalistin und Käse-Expertin, lebt die Autorin in Berlin, betreibt den Blog www.heinzelcheese.de und ist Mitorganisatorin des Käsefestivals Cheese-Berlin.
Gebunden, mit über zweihundert Seiten, erschien 2018 ihr Lesebuch zum Thema Käsehandwerk. Erschienen im Insel Verlag wirkt es edel und ernst. Im schlanken Hochformat prangt ein prächtiges Stück Käse auf schiefergrauer Platte vor schwarzem Hintergrund auf der Titelseite.
Heinzelmann hat sich auf die Reise gemacht zu einer persönlichen Auswahl von besonderen Käsen. Sie besuchte KäsemacherInnen in deren Heimat, unter anderem im deutschsprachigen Raum, in Skandinavien, Italien, Kalifornien und der Türkei.
Im Mittelpunkt stehen einzelne Käse, die jeweils auf einer ganzen Seite ohne Schnickschnack von dem Fotografen Manuel Krug sehr professionell in Szene gesetzt sind. Die Autorin ergründet den Ursprung der Käse. Sie bereist den Ort der Herstellung, erzählt uns über Geschichte, Region und Menschen, die mit diesem Produkt verbunden sind. Sie nimmt uns mit auf ihre Reise zu den Wurzeln eines Käses.
Die Käse
Unglaublich, welche Vielfalt an Käsen die Autorin sich ausgesucht hat. Klassiker wie Alpkäse, Cheddar, Tilsiter, aber auch Spezialitäten wie norwegischen Brunost, einen Käse aus eingekochter Molke, oder Tulum, einen Käse der Nomadenvölker, der nach langer Reise in Ziegenfell eingenäht in Höhlen reift.
Auf ihre eigene Art erkundet Ursula Heinzelmann die Käse und erzählt den Prozess ihrer Entstehung.
Die KäsemacherInnen
Natürlich gehören zum Käse auch die Macher und Macherinnen. Wir begleiten Heinzelmann auf dem Weg zur Alp, nach Kalifornien, Sizilien oder in die Türkei, zu SennerInnen, Käsefrauen, Schafhirten und Nomaden. Wir hören von interessanten Lebenswegen und davon, wie diese Menschen ihre speziellen Käsesorten entwickelt haben und was das für die jeweilige Region, aber auch für das Käsehandwerk vor Ort bis heute bedeutet.
Lesebuch für Käsebegeisterte
Das Buch von Ursula Heinzelmann richtet sich an alle, die Käse lieben.
Durch die Bilder, die beim Lesen entstehen, begleiten wir sie auf ihren Reisen zum Ursprung der Käse, zu den Menschen und Orten, an denen sie entstehen.
Ihre Beschreibungen lassen uns den Käse schmecken. In wunderbar beschreibenden Wörtern wie „blättrig“, „knusprig“ oder „prägnante Säure“ scheint die Sommelière, die Gastronomin und die Käseliebhaberin durch. Das Buch erhielt zu Recht im April 2019 die Silbermedaille im Rahmen des „Swiss Gourmet Book Award“!
Die Geschichte der Käse vom Ursprung über die Industrialisierung bis zum heutigen Käsehandwerk wird durch historische Recherche und interessante Aufbereitung zugänglich.
Die Beschreibung von Geologie und Landwirtschaft der einzelnen Standorte eröffnet den Blick auf das Terroir der regionalen Käse.
Die Berichte über die Menschen, die ein Stück ihres Weges mit und für die Käse gegangen sind, zeigen, wie viel Liebe und Idealismus, aber auch Wissen, Konsequenz und wirtschaftliches Denken nötig sind, um guten Käse nachhaltig zu entwickeln und zu erhalten. Der Spagat zwischen Tradition und Moderne, zwischen Ideal und Wirklichkeit wird sichtbar.
Fazit
Buchrezension von
Meike Jaschok
Haus am Schwollbach
Hofschule & Käsewerkstatt
Hußweilerstraße 37
55767 Wilzenberg-Hußweiler
Tel.: 06787 - 971500
mail@haus-am-schwollbach.de
www.haus-am-schwollbach.de
Weitere Informationen
Titel: Vom Käsemachen
Autorin: Ursula Heinzelmann
Verlag, Ort (Erscheinungsjahr): Insel Verlag Berlin, 1. Auflage 2018
ISBN-13: 978-3-458-17767-8
Seitenzahl: 235 Seiten
Preis: € 20,00
Sprache: Deutsch
Besonders gut gefällt mir die Art und Weise, wie Ursula Heinzelmann an das Thema herangeht. Durch ihre persönliche Schreibweise schauen wir quasi durch ihre Brille auf das Thema. Unser Blick auf die Käse ändert sich durch ihre Beschreibungen und Geschichten. Es entsteht Hochachtung vor den ProduzentInnen und Wertschätzung für das Produkt.
Dieses Buch eignet sich für VerbraucherInnen ebenso wie für Händler
und Gastronomen.
Auch für uns KäserInnen selbst ist es gespickt mit interessanten Details
und schönen Geschichten von Reisen, die wir eventuell physisch nicht
unternehmen können, an denen wir uns auf diese Weise aber umso mehr
erfreuen.